Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 18. Juli 1923

Ohne frech zu sein, geht er jetzt als lebender Vorwurf herum, weil
seine Ferien verpatzt sind. Als ob ich was dafür könnte! Man hat uns
in Wien genug vor den Ostseebädern und dem Norden Deutschlands ge¬
warnt, aber er wollte von nichts anderen hören, war in diese Idee ver¬
rannt.

Sei nicht böse über diesen langweiligen Brief, aber mir ist so schwer
ums Herz, wie man zu sagen pflegt und ich hab das Bedürfnis Dir wenig¬
stens so ein bissl näher zu sein. So lange Du nichts anderes hörst
schreibe noch hieher, aber ich hoffe in einer Woche fort zu sein.
Erzähle mir viel von Dir. Ich wünschte, Du mögest recht die Ruhe und
Stille in Deinem schönen Haus geniessen. Ich freue mich, dass ich Deine
Zimmer kenne und oft in Gedanken hin kommen kann.

Leb wohl für heute und alles Liebe und Herzliche von Deiner

Clara Katharina.