Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 30. Juli 1897


ge zu sagen, Dich zu fragen gehabt, was man so direkt
nicht kann, nur verschwommen in einem grossen Gespräch
und Du hast mir ja nie was zu erzählen. Unsere Freund¬
schaft ist eigentlich ganz komisch. Ich hab Vertrauen
zu Dir, Du kein's zu mir. Ich weiss nichts von Dir, von
Deinem Leben und Du weisst Alles von mir. Ich weiss
nicht mal ob Du jetzt jemand liebst, ob Du glücklich
bist. Das ist doch nicht recht. Du müsstest doch auch
ein bissel von Dir reden, nicht immer mich reden lassen.
Dann kommt mir in einem trüben Moment, wo man sich gern
Alles unschön zersetzt der Gedanke, dass Du in mir
nur etwas Kleines, Hilfloses siehst, dem man gern ein
bischen helfen möchte, um aus der Patsche zu kommen.
Und das dürft mich ja nicht mal wundern, denn in die¬
sen nervösen Zusammenkünften wo man ängstlich und
zerstreut nur hie und da einige Sätze hinwerfen kann
gibt man sich ja unwillkürlich ungeschickter, schwä¬
cher als man ist. Vielleicht werden wir doch einmal
so plauschen können dass ich mich geben kann wie ich
wirklich bin.