Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 30. Juli 1897

Hier ist alles im Alten, was mein Leben im Haus anbe¬
langt. Ich schlaf sehr viel und arbeite wenig. Ich
hab nämlich jetzt eine grosse Idee, die aber nur
viel zu denken, noch nichts zum Schreiben gibt. Sonst
übersetz ich und lese auch viel. Der schreckliche
Leutnant ist fort, mein Onkel jammert über Langeweile
das elende Wetter, geht in Filzpantoffeln herum und
denkt nur ans Essen, bei Tisch steckt er das Messer
in den Mund! Er ist aber eigentlich ein guter, harm¬
loser Kerl und man kann nicht ernstlich böse auf ihn
werden. Papa mopst sich auch, klagt über Schlaflosig¬
keit und Mama ist verstimmt, weil die Herren so la¬
mentieren.

Jene Angelegenheit ist erledigt. Als man mir die nä¬
heren Umstände erklärte, sagte ich gleich, dass es
mir nicht passt und die Eltern redeten mir in keiner
Weise zu. Dagegen habe ich hier zufällig durch Prof.
Singer einen sehr liebenswürdigen jungen Mann kennen
gelernt, einen Budapester, der mir ein wenig den Hof
macht, er ist nicht Euer Genre, gar nicht interessant
aber er hat so was liebenswürdig Lebenslustiges an