Aphorismen, Sommer 1931

In eine menschliche Beziehung helfend oder rettend eingreifen, wenn
man nicht zu beiden Beteiligten mit den gleichen Sympathien steht,
ist immer eine Kurzzichtigkeit oder eine Gemeinheit oder – eine
Unaufrichtigkeit, die leicht zum Verbrechen wird und strengere Sühne
verdient als ein Mord, der reineren Motiven entspringen kann.

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Zwischen Liebenden gibt es keine Verpflichtungen, sondern nur Selbstver¬
ständlichkeiten. Empfindet man erst einmal das, was man gibt oder em¬
pfängt, als eine erfüllte Pflicht, dann liegt die Liebe in den letzten
Zügen und man sollte ihr rasch den Todesstoss versetzen.

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Es ist wichtiger von einem geliebt zu werden, dem wir nur Sympathie
entgegenbringen, als einen zu lieben, der uns nur sympathisch findet.

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Ihr nennt Eure Magd, die Euch Zucker oder ein Paar Strümpfe entwendet,
eine Diebin – und mit Recht. Was aber seid Ihr, die Ihr einer Andern
den Mann, den Geliebten nehmt, oder es wenigstens – versucht – -?

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Manche Frauen gönnen einer andern nicht einmal den Mann, den sie ver¬
lassen haben und nehmen es ihm übel, wenn er mit dieser Andern glück¬
licher ist.

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Das Wesen einer menschlichen Beziehung entscheidet nicht wie sie be¬
ginnt, sondern wie sie endet.

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