Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 8.–9.8.1931

Esplanade. Heute gegen Abend kommt Heini, Montag wahrscheinlich
Arnoldo; Mittwoch wahrscheinlich Schinnerer.–Trotzdem hoff ich die
Zeit zum arbeiten zu haben.

9.8. Sonntag Früh.

Kaum hatte ich das geschrieben, so wurde mir gemeldet, dass Heini schon
angekommen sei. Er war von Attnang aus mit dem Autobus gekommen. Er
sieht famos aus und hat an 100 Photographien mit den unheimlichsten
Gletschern mitgebracht, die er überquert hat (und allerlei mildere
Aufnahmen.) Wir gingen abends am See spazieren und landeten an einem
Wirtshaus »Zum Weiher«, wo wir in ein Volksfest hineingerieten, mit
der Rede eines cylinderschwenkenden Bürgermeister, Feuerwerk, Trubel
und einer Schönheitskonkurrenz, die wir nicht
mehr abwarteten.

Das Hotel abgesehen von den üblichen Unannehmlichkeiten der alten
Salzkammerguthotels ist sympathisch, und die Lage wirklich berückend.
Von einem Wechsel des Aufenthaltes ist jetzt nicht die Rede: Heini muss
am 17. in Berlin sein; die Anwesenheit von O., Arnoldo dürfte sich
nicht um vieles länger erstrecken. So hoffe ich sehr um den 20. he¬
rum mit Dir zusammen zu sein; – Über den Ort werden wir uns unschwer
einigen können.-

Ich sende Dir diesen Brief nach Wunsch rekommandiert-express, obzwar
ich nicht glaube, dass die Neugier in Deiner Umgebung bis zum Spo¬
lieren von Briefen getrieben werden dürfte – Bitte um Nachrichten
und sei tausendmal gegrässt. Dein A.