Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 18. November 1930

Berlin, 18.11.1930.

Liebste, von gestern ist zu berichten, dass Vormittag Direktor Schröder
bei mir war – der Hauptmacher der Hegewald (Fett ist auf Reisen, kommt
erst Donnerstag.) Dann mit Schröder zum Atelier Biber (Leiterin Frau
Schröder; – daher entschloss ich mich) – Aufnahmen.–Dann bei Dr. Mohren¬
witz, Fertigung des Optionsvertrages für Kakadu und besonders Casanova.
Zu Alfred Kerr, der seit Monaten krank, sich aber ein wenig zu erholen
scheint; – im ganzen war er guten Muthes und ich versuchte das
meine dazu zu tun.

Mittagessen bei Michaelis; -woselbst auch Skals. Mit Dr. Michaelis
Unterredung über meine amerikanischen Angelegenheiten; er sieht sie
ziemlich skeptisch an. – Abend war ich in einem Kino; ein Reisefilm
von Collin Ross – Australien, Asien; sehr merkwürdig. Mit Heini Ruth
genachtmahlt.

Heute Mittag ess ich hier im Hotel mit Viki und Mimi. Soeben war Herr
Dr. Bibo bei mir, – wegen Text Kakadu – und Paracelsus für Opern.-

Ich erwarte Anruf von Krell in Angelegenheit der Novelle. Ueber den
Titel bin ich mir noch nicht klar. Flucht in die Nacht – hat die
zwei Ch gegen sich; – unangenehmer als die zwei U (Flucht ins Dunkel)
Heini schlug den Titel vor (nach »Ginster von ihm selbst erzählt« -
»Finster, von ihm selbst erzählt«).

Dein lieber Brief von vorgestern kam eben an. Schönen Dank; ich werde
sehr froh sein, trotz vielem positiven, diese Stadt und mein Hotelzim¬
mer wieder zu verlassen und freu mich einem guten Wiedersehen entgegen.
Ich will einen Tag noch nicht angeben, aber ich wüsste nicht, was mich
über den Schluss der Woche noch aufhalten könnte. Mein Befinden ist
wieder ein wenig labil; im ganzen lebe ich vernünftig; – esse fast
gar kein Fleisch und so ist es mir fast besser gegangen als in Wien.
Das Wetter ist kalt, aber – heute wenigstens hell.-

Zum arbeiten bin ich kaum gekommen; nur gestern gab es Nachmittags