Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 17.–26. Februar 1930

Gestern Abend mit A. Kino »Tropenzauber« mit Greta Garbo. Ein wun¬
dervolles Wesen. A. in guter Stimmung, aber ich wage es kaum mehr mich
zu freuen. Ich arbeite fleissig an der »Corday«.

19.2. Lili Krauss in Wien. A. Mittag bei seinem Bruder mit ihr zusam¬
men. Am 21. ist ihr Konzert. Ich soll mit A. hineingehen.

20.2. Verstimmung. Gestern Abend in bester Laune bei »Marietta«. Nach¬
her beim Nachtmahl erklärt mir A., dass er auch morgen mit Lili
Krauss bei Donaths am Abend ist. Ich mache ein etwas spöttisches Ge¬
sicht und schon spricht er kein Wort mehr mit mir.

21.2. Für morgen Abend sind meine Kinder Cary und Magdi zum zweiten
Mal in 7 Jahren bei A. eingeladen. Heute Mittag teilte er mir mit,
dass er ausser den Donaths auch die Lili K. eingeladen hat. Nun ist
mir auch der Abend, auf den ich mich so gefreut hatte, verpatzt.

22.2. Gestriges Konzert langweilig. Benehmen Lili Kraus 'minder. Ko¬
kettiert bei jeder Verbeugung zu A. hinauf. Nachher Nachtmahl mit
Ferry und Anny im Imperial. Anny erzählt mir, dass der Onkel Arthur
gestern bei ihnen so frisch und heiter war wie schon lange nicht.

23.2. Gestriger Abend qualvoll für mich. A. schläfrig, taut erst auf,
wie Lili Kr. nach dem Nachtmahl (sie war vorher im Theater) erscheint.
und ihre blöden Gspass mit »Onkel Arthur« treibt. Sie spielt
übrigens sehr schön Klavier. Erst liess sie sich lang bitten, dann
hörte sie nicht mehr auf. Magdi sah reizend aus. Sie fand Lili Kr.
affig und minder in ihrem Benehmen.

25.2. Lächerliche Auseinandersetzungen wegen der Lili Krauss. Aber ich
hab[e] das Gefühl sie ist nur ein Vorwand. Er ist nervös und gereizt um
jedes Wort. Alles wird Szene.

26.2. Jedes Zusammensein qualvoll. Gestern Akademietheater, läppisches