Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 3. Mai 1929


sten nach Cannes zu gehen; ausserhalb der Saison,
keine Bekannten zu fürchten und sicher billige
Preise. Und so hatte ich auch während Deines lan¬
gen Aufenthaltes in B. und in all meinen Verstim¬
mungen und verzweifelten Stunden eine kleine Hoff¬
nung auf das Frühjahr gesetzt. Ich dachte, Sommer,
Sonne, Landschaft werden uns Beiden helfen, wir
werden über manches Elend dieses Winters, auf des¬
sen Einzelheiten ich hier nicht eingehen will,
wieder ganz zueinander finden – eine schöne Zeit
wird kommen. Und nun ist plötzlich diese Reise
an den Wörthersee da! »Belanglos« sagst Du. Kann
etwas belanglos sein, was einem Andern so viel
Leid bereitet? Kann etwas belanglos sein, worauf
man ohne jeden zwingenden Grund besteht, trotzdem
man damit einer angeblich geliebten Frau so weh tut?
Es war nie belanglos und ist es heute nicht. Und
wenn Du bei früheren Zusammenkünften (ich meine
in früheren Jahren) mir sagtest,es geschähe um der