Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 22. März 1929


trottel Angst habe, so solle sies aufgeben. – Nicht um die Welt... es
sei und bleibe ihr das wichtigste; und wenn sie wolle würde es auch
Klein spielen,– trotzdem er ihr 25 andere Stücke vorschläge... Und
so ging das weiter. Ich sass mit ihr allein in einem Zimmer; – spä¬
ter kamen Heini und Viki dazu. Heute Vormittag um ½12 kommt sie, sowie
Herald (der Exponent des Deutschen Theaters) zu mir ins Hotel; um
1 ruft Neppach an, worauf eine Zusammenkunft für den Nachmittag oder
Abend verabredet werden soll.

Die Schwierigkeit liegt thatsächlich nur in dem Einen: in ihrer pa¬
thologischen Angst vor dem letzten Gesindel der Kritik; – gesteigert
durch ihren Echec als Julia. Kett sagte mir: Auch wenn die Verträge
unterzeichnet – die Proben erledigt und die Première
festgesetzt ist – sind Sie noch nicht sicher, dass sie auftritt. Nun
scheint die Feindseligkeit gegen mich in einer gewissen Clique noch
schlimmer zu sein als ich gedacht; und auch die Directoren sind feig.
Glaub mir, es ist recht enervant und wenn Elisabeth
sich auch immer wieder geniert, dass sie an diesen Angstzuständen lei¬
det; – wenn man ihr den Rücken dreht sind sie wieder da.–Ich habe auch
in diesem Moment keineswegs die Ueberzeugung, dass es zu einem Ab¬
schluss kommt; – wegen eines Tages werde ich natürlich die Sache
nicht aus der Hand geben; – aber ich bin es müde mich weiter hinziehen
zu lassen und habe Sehnsucht heim und zu Dir zu kommen. Wassermann
erlebt jetzt ähnliches mit dem Mauriziusfilm. Die Angelegenheit war
so gut wie abgeschlossen – seit vier Tagen – lassen die Leute nichts
von sich hören.–Ich hatte übrigens gestern – den Anruf – - von Conrad
Veidt zu erwarten wegen Casanovas Heimfahrt (voraussichtlich durch
Hans Jacob) – natürlich kam nichts.-

Eben kam Dein Expressbrief – ich verstehe natürlich Deine Verstimmung-
und könnte nichts erwidern als was Du hundertmal gehör hast. Ich