Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 16. März 1929

An A.S., Berlin.

Wien, 16.3.1929

Liebster,

als ich Mittag aus der Stadt kam war Dein zweiter Brief
da und ich komme erst jetzt 9 Uhr Abend dazu ihn zu beantworten. Ich
habe den Einruck, dass Strnad sich gar nicht darum reisst die »Else«
zu machen. Es war doch verabredet, dass er am 14. in Berlin ist und
dieses Hinausschieben wollen und diese merkwürdigen Masse – das sieht
doch alles nach Absicht aus. Ich finde, Du solltest auf ihn verzichten.
Wenn es bei Reinhardt gemacht wird, musst Du Dir halt auch die Regie
von Max Reinhardt sichern, der gewiss das Richtige finden wird.

Ich verstehe wohl nichts von den Dingen, aber ich glaube,
es müsste mit einer Mischung von Drehbühne und Laterna magica gemacht
werden. Inneneinrichtung, Treppen etc. auf der Drehbühne oder eine
Art Ringelspielsystem. Landschaft, Perspektiven, Visionen mit der
Laterna magica. Erinnerst Du Dich an das fahrende Automobil in »Jonny
spielt auf«?

Sprich doch auch mit einem der Berliner Theatermaler, die
Heini vorgeschlagen hat. Wer weiss, ob Du Dich nicht besser mit ihnen
verständigen würdest als mit Strnad, und sie sind schliesslich an
Ort und Stelle. Ich hoffe sehr, dass die Verhandlungen zu einem guten
Resultat führen. Konntest Du dem Klein nicht auch Besetzungsvorschläge
für die »Komödie d. Verführung« machen?

Von mir nichts zu erzählen. Gestern Thee bei Lotte M.,
heute bei Emmy R. Eines so wenig lustig und anregend wie das andere.
Meine Existenz ist wirklich etwas lächerlich und ich habe direkt
Lust mich herauszustrampeln, wenn ich nur wüsst', wie ich es anfangen
soll. Ich weiss, ich sollte eigentlich sehr zufrieden und dankbar
sein, weil es vielen Menschen so schlecht geht, aber es ist noch so
viel Sehnsucht, Lebenshunger in mir und Tatkraft oder wie ich es nen¬
nen soll. Man kann das so schwer in Worten ausdrücken, denn es klingt