Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 15. März 1929


mitgebracht – sie seien jetzt bei ihrer Sekretärin – Aber sie bei
bereit sie sofort (um 10 Uhr abends) abzuholen; – wir einigten uns
endlich darüber, dass sie mir die Masse in einigen Abschriften am
nächsten Tag (gestern) persönlich ins Hotel bringen wolle. Heini kam
um all aus dem Theater und nachtmahlte mit uns.–Sie scheint sich auch
in einer Art von Lebenskrise zu befinden. Als Beweis, dass sie nicht
so unverlässlich sei, wie ich behaupte,– führte sie – nicht ganz im
Scherz an – dass sie Dein Stück gelesen – und dass es überhaupt noch
nach zwei Jahren vorhanden gewesen sei! -

Wir verfassten ein Telegramm an Strnad, dass sein Kommen dringend not¬
wendig sei! – und dass die Reisekosten nicht ihm zur Last fielen.-
Als ich gestern Mittags zu Dora kam – war Elisabeth eben persönlich da¬
gewesen – hatte die Masse – im Original und in zwei Abschriften dage¬
lassen; – es ist eigentlich ein regelrechter Bühnenplan, und ich ver¬
muthe, dass sie den Plan bis gestern – vielleicht aus Aberglauben- über¬
haupt nicht gesehen hatte; – denn sie sprach (auf meine Frage) immer
nur von Ziffern – und mit keinem Wort von dem Plan, der im ganzen sehr
verständlich und einfach, – nur nach seinen Dimensionen problematisch
schien (wie Du bald näher hören wirst) -

Man ass wie gewöhnlich recht spät bei Dora; der Doktor kam erst um 3
aus dem Bureau; gegen 5 war ich zuhause; – endlich in dem definitiven
sehr angenehmen Zimmer; – um 6 kam Dr. Klein, ein kluger, klarer Mensch -
kaum 30 Jahre alt. Wir sprachen über die Komödie der Verführung – die
er aber nicht besetzen kann; – ich sprach von »Schwestern«, von »Gang«
zum Weiher" – er kennt weder das eine noch das andere! – (Dabei hat er
mich vor 5/4 Jahren durch Albert Steinrück dringend um den "Gang"
ersuchen lassen[)]. Er wusste nichts von dem Stück, nicht einmal den Namen.-
Dann über die »Letzten Masken« – die er mit Bassermann und Krauss geben
will.–Ich wiederholte – dass ich nur dann beistimme, wenn er andere