Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 14. März 1929

An A.S., Berlin.

Wien, 14.3.1929.

Mein Liebes,

als ich heute Mittag aus der Stadt nach Hause kam, war
Dein erster lieber Brief schon im Kasten und ich bin sehr froh, dass
Du mir gleich mehr als die usuelle Karte am Ankunftstag geschrieben
hast und noch froher, dass die Verhandlungen doch fortzuschreiten
scheinen. Mach's den Leuten nicht zu schwer. Ich bin eigentlich mehr
für das Deutsche Theater, weil dadurch die Aufführung für hier (Jo¬
sefstadt) auch schon gesichert ist und weil Du es Dir durch eine Ab¬
lehnung vielleicht mit den Reinhardt-Bühnen für die anderen Stücke
(»Zug der Schatten« etc.) verdirbst. Sie werden es Dir vielleicht
übel nehmen, wenn Du die »Else« dem Barnowsky überlässt. Für Deine
Nerven würden allerdings die Vereinbarungen mit B. einfacher und zu¬
träglicher sein, das glaube ich selbst. Keinesfalls laviere zu viel
herum, sondern trachte da oder dort rasch abzuschliessen. Mit dem He¬
rumziehen schaut nie was heraus, und macht Dich nur müd.

Mit dem Schmuckverkauf ist es natürlich wieder nichts
gewesen. Sie wollten mir für den Smaragd allein 5000 S. geben und
darauf bin ich nicht eingegangen. Dann war ich beim Zahnarzt, den ich
nun hoffentlich für eine Weile los bin. Und nachher bin ich noch vor
vielen Auslagen gestanden. Nach dem Essen habe ich geschlafen und
ein wenig Autobiographisches geschrieben und notiert. Die rechte
Arbeitsfreude fehlt mir eigentlich. Ich bleibe heute schon zuhause,
trage nur den Brief selbst zum Kasten und will morgen Vormittag an¬
statt in die Stadt zu den Kindern hinübergehen, bei gutem Wetter zu
Fuss. Heute Abend erwarte ich, wie ich Dir schon schrieb, Otto und
Emmy.

Ich habe den »Sport um G.« (von Edschmied) angefangen -
unerträglich! Das werde ich kaum zu Ende lesen. Zwei kleine Novellen