Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 22. August 1928

Hohenschwangau, 22.8.1928.

Mein Liebes, gestern Nachmittag (es war ein Regentag) versuchte ich
noch allerlei zum »Wort« zu notieren; – nach dem Nachtmahl sass ich wie
immer mit Heini im Rauchzimmer und las. Kurz nach 10 wie allabendlich
zu Bett. Lange mit meist beziehungsvollen Träumen und nie ohne Unterbre¬
chungen geschlafen.-

Am Vormittag allein in Füssen herumspaziert, in den Anlagen unter
der Burg geruht. Zu Fuss nach Hohenschwangau zurück. Indessen war Ruth
angekommen; Heini machte uns bekannt; sie sieht ein wenig der Eveline
Hold ähnlich; ist sympathisch, scheint recht klug und gutartig; -nach
dem Essen wandelten wir am See. Man war gleich in gutem Gespräch und
vertrauter Atmosphäre. Nun bin ich unbeschreiblich müd auf meinem Bett
gelegen. Dein wohltuender Brief erhellt mir eine trotz wunder¬
baren Herbstglanzes über See und Bergen, düstere Stunde.

Ich will wieder meine Manuscripte hernehmen – und versuchen.

Für heut sag ich Dir Lebwohl und küsse Dich dankbar und zärtlich.

Dein

A.