Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 16.–24. August 1928

16.8. Absage von Ullstein! Habe ich Besseres erwartet?

Dann zu A. Abschiednehmen. Heute Abend fährt er mit Heini nach Hohen¬
schwangau und Anfang nächster Woche kommen O. und Arnoldo auch hin,
Trotz aller Liebe und allen Küssen ein schwerer, schwerer Abschied. Es
ist oft gut, dass kein geladener Revolver da liegt die Versuchung wäre
gross.

17.8. Gottlob ein gehetzter Tag. Nicht denken, nicht denken! Besorgeungen,
die Kinder. Harry zum Nachtmahl. Ein lieber Kerl, aber auch er tut mir
irgendwie leid. Um zehn ins Bett und Phanodorm.

18.8. Und nun sitze ich wirklich im Coupé, bin froh, dass es keine weite
Reise ist. Werde ich heiterer heimkehren?

19.8. Ein Tag vorbei. Brief von A. Sehr lieb. Ich sehne mich nach ihm.

20.8. Frühstück Meierei. Spaziergang mit Emma R. Prachtvolle Person,
aber ermüdend. Mittag mit ihr im »Stüberl« gegessen. Nachmittag geruht,
gelesen, gedacht. Abend eine halbe Stunde in der Halle, dann einsam am
Fenster meines Zimmers gestanden. Sternenhimmel.

21.8. Karte und sehr lieber Brief von A. Meierei, einsamer Spaziergang.
Mittag im Stüberl Emmy getroffen. Gewitter. Regen. Tante Sidonie im
Panhans besucht. Zu faul mich für die Halle drüben umzukleiden, bin
in meinem Zimmer geblieben. Habe den 5. Brief an A. geschrieben.

22.8. Wieder ein Tag um. Schade um die schöne Natur.

23.8. Vormittag mit Emmy R., sie war gestern bei der Alma M., die an eine
Annäherung zwischen A. und O. zu glauben scheint. Daher veränderte Ein¬
stellung gegen mich. Vor wenigen Monaten hat sie über die O. zu mir
geschimpft und war von mir entzückt. Das sind die interessanten Frauen!!
Sehr lieber, aber trauriger Brief von A.

24.8. Ein Sommertag! Vormittag mit Emma am Pinkenkogel. Wirklich ein aus¬
gezeichnetes Wesen. Kurzer Brief von A. Rut, die Freundin Heinig, ist dort
und gestern sind wohl auch Arnoldo und O. eingetroffen. Und ich?