Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 19.–20.4.1928


räumige zweibettige Cajüte, konnte mir sogar einen Tisch herein¬
stellen lassen (auf dem ich jetzt schreibe). Das Bad war ruinirt,
wurde hergestellt – und ist schon wieder verdorben und unbenütz¬
bar. Das Bett nicht schlecht. Sonderbar ein ununterbrochenen
rhythmischer Lärm wie vom Stossen einer Maschine (auch jetzt, da
das Schiff steht). Mein Schlaf nicht besonders (gegen meinen sonsti¬
gen), insbesondere das Einschlafen durch den rhythmischen Lärm ver¬
zögert (dazu kommt meist allermöglicher anderer Lärm, wie er auf
Schiffen nicht zu vermeiden). Das Essen recht gut; – die Butter
(als dubios) hab ich aufgegeben und befinde mich seither wohler als
im Anfang (sie sollten lieber 3 Gänge statt 6 zu Tisch haben
und anständige Butter). Der Kapitän liebenswürdig, aber
etwas uninteressiert. Keine Radiozeitung (»wir haben
kein Geld dazu«, sagt der Capitän), die auf Schiffen dieser Art
sonst regelmässig auch auf hoher See erscheint. (Man wird unbe¬
scheiden). – Die Theilnehmer an den pauschali[e]rten Excursionen
sind nicht zufrieden (wir, die auf eigene Faust excursiren, kommen
ungleich billiger draus). Bedienung gefällig und tadellos. Der
Thee anständig, Kaffee schlecht. Die Auskünfte durch das (auf dem
Schiff befindliche) Touristoffice nicht absolut verlässlich.-
Das Wetter dauernd schön; die abendliche Kühle thut mir wohl.
Wir fahren seit Triest spiegelglatt dahin; es sieht vorläufig
nicht nach einer Veränderung aus. Ich fühle mich ausruhen, -
die nachmittägige Unruhe ist so ziemlich fort. Zum arbeiten
noch keine Nötigung, doch lese ich weiter und mit Vergnügen
Paleologue, sowie Dreiser.–Lili sieht gut aus; in ihrem Befinden
fand ich wenig geändert; die Stimmung von beiden, abgesehen von
Wohnungsschwierigkeiten, schattenlos. – Wir vertragen uns alle drei
ausgezeichnet.