Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 4.–22. Dezember 1927


schöpft, den ganzen Tag werde ich angerufen. Aufführung mit dem Preis
von 500 Schilling nicht verbunden, aber möglich. Gott, wie schön wär das!

Sehr netter Abend, Kino mit Frieda P.

7.12. Penklub-Abend für Claude Anet. Man ist sehr nett zu mir, aber ich
mag die literarischen Menschen nicht. Man gratuliert mir von allen Sei¬
ten zum Preis und sagt mir viel Schönes über meinen Roman. Besonders
Schönherr äussert sich sehr anerkennend. Ich fühle mich physisch nicht
sehr wohl. Bei Tisch mit Baron Winterstein. Magarethe Königswarter,
Baronin Berger auch an meinem Tisch. Salten sehr herzlich etc. Durch
Anruf aus Berlin in der Früh erwacht; gehetztes, ziemlich belangloses
Gespräch.

10.12. A. angekommen. Bereits zweimal telefonisch gesprochen. Fühle
mich entfremdet. Fahre jetzt zu ihm.

11.12. Besonders guter, schöner Abend bei A. gestern. Grosse Herzlichkeit
und Leidenschaft.

12.12. Zuhause und viel gearbeitet. Gute telefonische Gespräche mit A.

13.12. Zum Tee bei Sektionschef Byk. Hofrat Huber kennen gelernt. Prä¬
sident des Volkstheatervereines, hatte sich gewünscht mich kennen zu
lernen, sagte mir viel Schönes über mein Stück und meine Hände. Sehr
netter, sympathischer Mensch. Wer weiss – -

Nachher A. bei mir zum Nachtmahl. Bestes Einvernehmen. Ueber[m]orgen
kommt Lili an.

15.12. Mit A. im Kino und nachtmahlen. Dann fuhr er zur Bahn Lili und
ihren Mann holen. Viel Schnee und Kälte.

17.12. Kälte nimmt weiter zu. Sonst gute, glückliche Tage. Weihnachts¬
einkäufe, Besuche etc.

22.12. Carys Geburtstag, Kinder Mittag bei mir. Magda ist ein grosses
Kind, aber sehr herzig.