Berlin, 6.12.1927. Hotel Bristol.
Mein Liebes, ich schreibe Dir hier in aller Kürze die Chronik der
letzten Tage auf und erzähle Dir alle Details mündlich. Am Sonntag
Vormittag Spaziergang mit Dora und ihrem Gatten, Mittagessen bei
Pieterkowsky mit Heini und O. Ausserdem war ein Professor Plesch
(Arzt) mit Frau anwesend, Heini spielte ein wenig Klavier, Fräulein,-
ja, wenn ich den Namen wüsst, Verwandte und Mitbewohnerin des Hauses,
sang... Nun fällt mir der Name ein: Colette.–Um ½6 war ich im Ho¬
tel; bald erschien Dr. Horowitz (Phaidon). Zum Nachtmahl war ich in
der Pension Stemplitz bei Viki und Mimi (gestern aus dem Sanatorium
übersiedelt), nachher kamen Jakob und Martha (in der gleichen Pen¬
sion wohnend), sowie eine bebrillte und kluge Amerikanerin Miss
Newton, Uebersetzerin von Caspar Hauser und Psychoanalytikerin mit
Vorbehalten. Montag war ich in der Bank bei Feilchenfeld; lernte
bei dieser Gelegenheit seine Frau kennen; – bei Alfred Kerr, der eben
anlässlich seines 60. Geburtstags zu einer Plaquette sass; – [(]über Doro¬
thea Angermann, Reinhardt, die Thimigs und Nichtaufführung meiner
Stücke); – die Hegewald-Gesellschaft; – Unterhandlung mit Direktor
Fett über Spiel im Morgengrauen, der bei allen offenbaren Sympathien
vorläufig auf meine Bedingungen nicht einging. – Mittagessen im
Hotel mit Paul Wiegler. Später kamen Heini, die Damen Stampe Bandix
und Dr. Horowitz. Einige Ruhe und Lektüre in meinem Hotelzimmer; -Gegen
Abend zu Paul Godmann, Frau und Tochter, ausserordentliches Grammophon
- in ein Restaurant (Türk), – woselbst Elisabetha B. Czinner und
der eigentliche Filmtextdichter Karl Mayer, besonders netter Mensch;
sehr lebhafte Diskussionen, Differenzen und Einigung; – auch Heini
kam dazu. Weitere meiner Filmsujets wurden lebhaft erwogen; und
überdies die theatralische Aufführungsmöglichkeit der Else.–Heute
Vormittag bei Dora, die ja neulich leidend und daher nicht wie geplant,
zu mir in die Stadt kommen und mit mir essen konnte; -zu Fischer-¬