Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 3. Dezember 1927


zeitigen Wohlbefindens mein Herz und meine Nerven sind. Ich habe seit
der Nachricht von diesem Preis Herzklopfen bis in den Hals. Wie wäre
das erst bei einem Schmerz? Es ist natürlich auch die Angst in mir,
dass diesem Frohen und Guten etwas Böses folgen könnte. Dabei war ich
die ganze Nacht von Dankbarkeit erfüllt und ich wuste, wieder es gibt ein
Beten auch ohne Religion.

Eben bringt man die Neue Freie Presse, die Nachricht steht
schon drin. Du kannst sie schon morgen in Berlin lesen. Ich habe keine
Ahnung, was ich jetzt zu tun, wie ich mich zu verhalten habe und überhaupt
fehlst Du mir jetzt schrecklich, um meine Freude an Dir abzureagieren.
Hübsch gesagt was?

Heute habe ich wieder einen schrecklich gehetzten Tag. Um
11 Zahnarzt, um 1 Uhr Frühstück bei Ferda Bl., um 4 Uhr Magda Kl. bei mir,
um ½7 soll ich bei Tante Sidonie sein. Dann werde ich aber ein Schlaf¬
mittel nehmen und mich ins Bett legen und schlafen. Eben hat mich Frieda
sehr beglückt angerufen, ihr Bruder hat ihr die Nachricht ins Bett ge¬
bracht. Auch Dr. Bloch, mein Vis-a-Vis hat sich schon gemeldet. Das kann
heut ein guter Tag werden. Nachmittags hoffe ich sehr auf einen Brief
von Dir mit guten und gutgelaunten Berichten. Für heute nur tausend
innige Küsse.

Deine C.K.

Das Telefon tobt unausgesetzt.

(Telegramm)

3.12.27.

Volkstheaterpreis erhalten Du fehlst mir sehr in meiner Freude.

Tausend Grüsse