An Gästen ist ausser dem alten Herrn Baru, Schwiegervater
der Haustochter, einem sympathischen netten Menschen, der sich an
Stelle des sehr leidenden Hausherrn um die Landwirtschaft kümmert,
und einer Aerztin kein Mensch hier. Alfred, der bei meiner Ankunft
noch zu Bett war, kam erst gegen Abend zum Vorschein. Er tut mir
schrecklich leid. Ein Mensch, der immer nahezu robust war, nie gewusst
hat, was ein physisches Unbehagen ist, sehr lebhaft und vergnügungssüch¬
tig und sehr tätig, zu absoluter Untätigkeit verdammt. Es ist immer
ein sehr guter, herzlicher Ton zwischen uns. Er hat mich einmal sehr
sehr lieb gehabt, aber seine Frau konnte ganz ruhig sein. Ich glaube,
sie hat, wenn auch nie gewusst, so doch geahnt, und mein gutes Benehmen
empfunden. Es wurde gestern viel von alten Zeiten und alten Bekannten
gesprochen. Man sass nach dem Nachtmahl noch lange beisammen und
es war ½12 als ich in mein Zimmer kam. Ich habe bis 6 recht gut ge¬
schlafen, dann die Fenster aufgerissen, die ich des Nachts wegen eines
heftigen Unwetters schliessen musste. Es regnete noch und es regnete
bis vor einer halben Stunde. Jetzt glänzen auf den hohen alten Bäumen
des Parks die ersten Sonnenstrahlen. Ich glaube, es wird schön.
Mizi, die heute zu ihrem Mann nach Wien fährt, will mir
den Brief in Graz rekommandiert aufgeben lassen. Auch Miss Grace
fährt fort, über Wien nach England zu Verwandten. Es wird hier sehr
still sein. Für eine paar Tage Erholung und Arbeit sehr gut. Ich
möchte am 18., spätestens Freitag den 19. hier fort, denn Samstag und
Sonntag sind schlechte Reisetage. Im übrigen erwarte ich Deine Vorschlä¬
ge.
Eine Stunde vor meiner Abreise von Wien bekam ich mei¬
nen Roman von Zsolnay retour nit einem sehr liebenswürdigen Anerkennen -
aber, aber darum nicht weniger ablehnenden Brief. Ich gestehe, dass ich
ausmannsweise überrascht, oder richtiger enttäuscht war. Ich habe mich
aber gleich derfangen und obwohl ich schon den Hut am Kopf hatte,
gleich den Speidel-Verlag angerufen. Herr Speidel ist auf Urlaub, aber