Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 22. April 1927

An A.S., Venedig.

Wien, Freitag,22.4.1927.

Mein Liebes,

vor allem will ich Dir über den gestrigen Besuch des Do¬
zenten Elias berichten. Er war fast eine Stunde da und hat mir wieder
den besten Eindruck gemacht. Er sagt, ich soll unbedingt noch ein paar
Tage liegen, aber vorläufig gar keine Kur gebrauchen, da die Galle erst
zur Ruhe kommen muss. Sehr strenge Diät etc. etc. Erst wenn ich ein paar
Tage keine Anfälle habe, wird an eine Kur gedacht. Er glaubt, dass ich
in 3-4 Tagen so weit sein werde. Gestern war ein recht trüber Tag, aber
heute bin ich zuversichtlicher. Heute Nachmittag kommt Frieda und ich
hoffe diktieren zu können (Komödie der Verführung). Gisela B. und Byk
habe ich auf Sonntag Nachmittag verschoben. Jetzt freue ich mich Deinem
morgigen Brief entgegen. Ich hofte, Du hast dort gutes Wetter und ver-
gnügte Tage. Ich habe Venedig so lebhaft vor mir, dass ich Dich ordent-
lich dort herumgehen sehe.

Richtig, – zur Verbesserung meiner Stimmung kam gestern
eine sehr höfliche Absage von Horch. Die Briefe an Fischer, Benedikt,
Géraldy sind fortgegangen, aber ich befinde mich derzeit unter keinem
gütigen Stern. Ich bin schon sehr neugierg auf Deinen Bericht, Deine
Eindrücke, Wohnungsaussichten etc. Schreibe mir gute Briefe, sie müssen
nicht lang sein. Ich umarme Dich.

Deine C.A.