zwischen Wien und Venedig hin und her pendle. Bald nach ihrer
Rückkehr kam es auch wirklich zur Verlobung und zu einer mehr oder
weniger überstürzten Heirat in den ersten Julitagen. So sehr A.
unter dem Gedanken litt, dass Lili zu einem fremden Mann in ein frem¬
des Land ziehen sollte, so sehr hatte er es eilig die Sache ins Reine
zu bringen, gewissermassen zu erledigen – und alle seine Skrupel,
die er gewiss hatte, gingen in der inneren Gehetztheit und der Un¬
ruhe seiner Nerven unter. Dazu kam, dass O. natürlich mit Rücksicht
auf die Vorbereitungen zur Hochzeit nahezu dauernd in Wien war, Kon¬
flikte mit mir einsetzten, die wieder in den Hintergrund gestellt
wurde und von Weihnachten bis zum Jänner eine stete Folge von uner¬
quicklichen Auseinandersetzungen ergaben. Meine Gesundheit litt ernsthaft
darunter. Die schon im Vorjahr flüchtig aufgetretenen Gallenzustände
häuften sich, ich hatte im Frühjahr während einer Vorstellung der
»Tosca« in der Oper, der ich mit A. beiwohnte, einen sehr heftigen
Anfall und lag dann nahezu 5 Wochen in einem traurigen Zustand zu
Bett. In diese Zeit fällt die Wohnungssuche A.'s für Lili in Ve¬
nedig. Auch in meiner Familie gab es, Aufregungen wenn auch freudi¬
gerer Art in diesem Winter, da ja Karl vor seiner Heirat stand.
In den ersten Julitagen war seine Hochzeit mit Magda W., 3 Tage nach
der Hochzeit Lilis mit dem Capitano.
In mir hatte sich in den letzten Monaten eine grosse Er¬
bitterung gegen A. angehäuft, denn abgesehen davon, dass er aus Rück¬
sicht für die Seinen wieder rücksichtslos gegen mich gewesen war, so
nahm ich es ihm auch übel, dass ich seinen Schwiegersohn nie zu Ge¬
sicht bekommen hatte, er mich überhaupt seinem Haus wieder dauernd
ferngehalten hat. Es kam daher nach meiner Kinder und Lilis Abreise
(auch D. hatte einen Tag später Wien verlassen) wieder zu höchst un¬
erquicklichen Gesprächen, in denen A. meiner Auffassung wieder völlig