Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 2. Januar 1927


dämonische Frau zu spielen, vielleicht besser als jene Damen, denen Dämonie
nichts als ein Mäntelchen ist, das sie sich genau so umhängen, wie ein
Kleid, das schlecht zu ihnen passt und die hauptsächlich darin besteht,
dass sie pflichtvergessen sind, gut und bequem für das Geld des unge-
liebten Gatten leben, die Augen verdrehen und in die Ecke schielen. Dämo¬
nie in meinem Sinn ist aber ein kleines Raubtier, das man selbst in einen
Käfig sperrt und mit dem man selbst nicht zu spielen wagt, oder ein Ele¬
ment, das im gegebenen Augenblick auch elementar hervorbricht.

Ich habe da viel mehr geschrieben als ich wollte, aber es ist
im Bett so schön warm und ich habe ohne Ueberlegung einfach darauf los
geschmiert. Ich möchte sehr, dass Du meine Leilen richtig und gut ver¬
stehst.

Gestern war ich, wie ich Dir schon sagte, den ganzen Tag mutter¬
seelenallein. Ich habe mit Andacht das letzte Gespräch Aurelie-Falkenir
übersetzt und überhaupt den Akt bis ans Ende, so dass ich ihn Dienstag
Vormittag besser diktieren kann. Jetzt muss ich jemanden zum Korrigie¬
ren finden und zum Abschreiben, denn Frieda sagt, sie habe in den nächsten
Tagen keine Zeit. Jetzt will ich rasch aufstehen und in die Sonne hinaus.
Eben telefoniert mir Baron Puton, dass er mich Nachmittag besuchen will.
Ich habe Ja gesagt. Mittag sind Fredi und Felix da.

Frieda lässt Dich herzlich grüssen und Dir für Deinen Brief
danken, aber sie ist so gehetzt, dass sie nicht schreiben kann.

Gisela B. brachte mir gestern Früh, als ich noch zu Bett war,
Blumen und gab sie bei meiner Türe ab. Sie ist rührend lieb zu mir.
Ich danke Dir tausendmal, dass Du so lieb warst mit W. und F. von mir zu
sprechen. Ich hoffe, hoffe!

Ich hoffe auch, dass Deine verschiedenen Unterredungen noch zu
einem guten Abschluss führen und Du in guter Stimmung heimkehrst. Ich
erwarte Dich mit offenen Armen und in Herzlichkeit. Deine C.K.