Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 7. August 1926

Adelboden, 7.8.1926.

(nach Zürich) Hotel Baur au Lac

Mein Liebes, gestern war ein schöner Morgen, den ich gleich benützte,
einen grösseren Spaziergang zu machen, aufs Hahnenmoos hin und
zurück über 5 Stunden – Nachmittag schlug das Wetter wieder um und
heute ist es trüb, kühl, regnerisch. Nein, es ist doch nicht der rechte
Aufenthalt und das übelste, dass man zu jedem grösseren Ausflug (von
etlichen Bergpartien abgesehen[,] vor allem einmal nach Frulingen
1 Automobilstunde) hinunterfahren musste. Am Dienstag oder Mittwoch
erfolgt also allgemeine Abreise; – ich fahre mit Heini wahrscheinlich
nach Kandersteg zu Julius für 1-2 Tage; dann Bern, wo ich voraussichtlich
Bellevue absteigen werde; – da das aber nicht sicher erhalte ich eine
Nachricht poste restante (die ich wohl Donnerstag Nachmittag abholen
werde). Ob ich Dir dann noch ins Baur au Lac oder nach Interlaken
schreiben resp. telefonieren soll, wird ja in dem Brief stehen, den
ich in Bern vorfinde. Ich sehe vielleicht auf dem Weg etwas am Thuner¬
see an, wo es sehr hübsche Orte geben soll, besonders an einer Strecke,
die die Schweizer stolz ihre Riviera nennen. Zusammentreffen werden
wir wohl in Bern. (Thun ist eine halbe Stunde entfernt). Aber das
werden wir wohl telefonisch besprechen Freitag zur Frühstückszeit
oder während des Lunch.-

Dein Filmsujet ist nicht übel; aber es sind nicht nur gewisse An¬
klänge an Variété, sondern auch an den »Mann, der die Ohrfeigen be¬
kam«, – ich glaube, ich sah den Film in Berlin, aber ohne Dich, Chaney,
(den Du aus dem Operngespenst kennst) spielte die Hauptrolle; einen
Clown, der seine Tochter (oder seine Frau?) einem Entführer zu entreis¬
sen sucht.–Ich bin indess auf die etwas zu meinem Vortheil geänder¬
ten Bedingungen des Dr. Müller eingegangen.–Ob die Leute nun noch etwas
von sich werden hören lassen, wird sich zeigen.

Nun mein Liebes will ich Dir noch eine sehr angenehme Reise wünschen -
und wenn der Wunsch auch etwas verspätet eintrifft, so wird er doch