Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 3. August 1926


einen Flirt von einst, den ich viele Jahre nicht gesehen
hatte, der früher sehr hübsch war und jetzt sehr fett
ist. Er fand wieder einmal, dass ich unglaublich jung
aussehe und frug lachend, ob ich schon 25 bin oder
erst werde. Uebrigens ein bösartiges Indivi[d]uum, vor
dem ich mich mit einem gewissen Flair immer gehütet
habe.

Der Hofrätin E. sagte ich, dass ich ihren Namen öfters
von Dir gehört hätte, worauf sie sehr erfreut schien
und sagte, sie habe Dir gerade wegen eines Filmantrages
telegraphiert.Man biete Dir 10.000 Mark und 2[.]000 Dol¬
lar, aber Dir sei es zu wenig. Deine Sachen seien als
Filme schwer plazierbar, weil sie zu gut sind, man brau¬
che Kitsch. Mit Kitsch seien Vermögen zu verdienen.
Ich soll ihr einen Jan[ni]ngs-Film schreiben. Auch ein
Stück mit einer grossen, rührenden Mutterrolle wird
gesucht. Ob da nicht das »Vermächtnis« zu verwenden wäre?
Ich habe daran gedacht, aber nichts gesagt, weil ich
doch nicht weiss, ob es Dir recht wäre. Ich denke über
einen Jannings-Film nach. Es müsste etwas Sentimal-Bruta¬