Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 3. August 1926

Adelboden, 3.8.1926.

Liebe, eben hatte ich einen gewöhnlichen Brief fortgeschickt – da
kommt Dein Expressbrief vom 1., den ich nun auch rasch express beant¬
worte. Es ist ja (wenn überhaupt mit L.'s was wird, von denen ich
eine einfache Grusskarte von Locarno ohne Andeutung anderer Pläne
erhielt) a priori wahrscheinlich, dass ich in der Schweiz bleibe und
so wird es sich wohl fügen, dass wir entweder am 1. 2. wieder in der
Schweiz zusammen, bis zu Deiner Ausseer Reise oder dass sich unser
erstes Zusammensein etwas länger audehnt, und ich vie[ll]eicht erst in
den letzten Augusttagen Dich verlasse, um allein oder mit L.'s einige
Tage zu verbringen. Es ist ja keinesfalls so schlimm eine kurze
Zeit an einem schönen schweizer Ort allein zu sein. Ich glaube, dass
wir kein auf den Tag festgelegtes Programm entwerfen sollen; um den
15. herum Rendezvous in der Berner Gegend – alles übrige findet sich,
und schön wird es jedesfalls.–Und ein Wort, mein Liebes, über die
Frage der "»Concessionen“. Das was Du "Concessionen" nennst, kann
natürlich nie "sorgenlos" machen; – lieber leih ich mir aus den doch
noch glücklicherweise vorhandenen Bankeinlagen etwas aus, als dass ich
eh es dringend nothwendig ist, meine Preise so weit heruntersetze, dass
es eben zu einer Concession wird; die für die Folge gefährlich werden
kann. Dass ich z.B. heute nach 15 Jahren für einen Film weniger bekom¬
men soll; – als z.B. für den Anatol; grenzt an einen Erpressungsver¬
such, – aus der Empfindung heraus: wahrscheinlich braucht er das Geld
dringend. -

Und was die Vossische anbelangt, so wird es mir
nie einfallen einer Zeitung etwas anzubieten, eh ich die letzte defi¬
nitive Zeile geschrieben habe. Ueber diese Frage werde ich übrigens
so bald als möglich mit Paul W. sprechen.–Nur diese paar Worte – um 2
geht die Post.–So kannst Du diesen Brief übermorgen haben.-
Lebwohl mein Liebes, ich küsse Dich sehr. Dein

Arthur.