Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 12. Februar 1926

12.2.1926. Berlin.

Liebste – wieder eine Chronik, deren Commentar (soweit wissenswerth)
mündlich geliefert wird. Gestern (am 11.) Hans Jacob – (seine persön¬
lichen Angelegenheiten, Filmsachen); – von ihm zu S.Fischer begleitet.
Dort Erledigung von allem (?) geschäftlichen in herzlicher Weise. Maril,
Eipper, Dr. Hermann anwesend.–Zu Heini, der erst Sonntag spielen kann
(Max (noch bettlägerig.) Mittagessen Esplanade.-Dr. Wilhelm Haas
(Philosoph, Politiker) – Telefon mit Dresden, Direktor Reucker. Hat
indes Weiher gelesen, wünscht dringend Uraufführung. Fahre morgen Sonntag
Dresden, wo Herodes und Maria[n]ne, und damit die wichtigsten Schauspieler
zu sehn; – näheres zu besprechen, Sonntag wieder hieher zurück, um Heini
noch als Max sehn zu können, Dienstag nach Wien.–Neuerlicher Besuch
Barnowski; -bin gegen die Else-Aufführung; werde mich wahrscheinlich
doch auf Kom. d. Verführung einigen.-

Souper Georg Engel, Fulda, Sudermann, Theodor Wolff, ein Actionsrat, ein
Staatssekretär, Julius Elias, im ganzen etwa 24 Personen. Toaste hatte
ich mir verbeten. Um ½1 entfloh ich ungesehn. Heute Nachmittag Empfang
(Thee) beim Unterrichtsminister. Vorm. will ich mit Lili – was bis¬
her noch nicht möglich war – in den Berliner Strassen bummeln, vielleicht
Bilder ansehn. Ein Filmverhandlung steht für Nachmittag oder morgen
Früh bevor. Von Samstag auf Sonntag übernacht ich in Dresden. Bitte
mein Liebes, sende mir einen Brief am Sonntag express hieher, – wenns
auch nur ein paar Zeilen sind. – Ein Lebens- und Liebeszeichen.

Sei zärtlich umarmt. Auf ein baldiges und gutes Wiedersehen.

Dein

A.