Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 14. Oktober 1925

Berlin, Hotel Esplanade,

14.10.1925.

(nach Wien, Peregring.)

Liebste, auch dies nur eine Chronik. Gestern 13. Generalprobe Liebelei,
Weihnachtseinkäufe. Statt 12 (spät genug) begann sie um 1,– war gegen
4 zu Ende. Sehr hübsche Vorstellung, im Costüme »der Zeit«. ( – unglaub¬
lich wie kostümhaft sie schon wirkt). Heini vorzüglich.–Mit Dora,
die auch der Generalprobe beiwohnte, nach Dahlem, – bei ihnen gegessen;
gegen 7 wieder zuhause. Ins Königgrätzer-Theater. Don Juan-Faust, gut
inszenierte Vorstellung. Die F. Br. -- besser als man mir erzählt:
wär als Judith gewiss möglich. Im Esplanade mit Heini und Barnowsky.-
Langes Gespräch mit B.–Die Aurelie erscheint unbesetzbar (ich kann
mich weder zur Fein noch zur Heims entschliessen; auch der Arduin
keinen rechten Vertreter hat; einigten wir uns, dass falls bis Frei¬
tag die Besetzung nicht gefunden wird, zu verschieben.–Hingegen wur¬
den die Schwestern in Erwägung gezogen, – da Forster (Don Juan –Falkenir)
ein sehr guter Casanova sein müsste. Die grösste Schwierigkeit
bleibt hier der Andrea. Kam erst um 2 ins Bett. Heut früh Dein Brief,
Tausend Dank. Nun (es ist 10) fast ununterbrochen telefoniert:
Heini, Fischer, Michaelis, Wiegler, Sanatorium (Steinrück befindet sich
viel besser), von Jessner eine sehr offizielle und liebenswürdige Ein-
ladung zur Première – auch gestern wurde ich von Fehling (dem Regis¬
seur) und dem Vizedirektor Rameau sehr dringend gebeten; – aber ich
habe abgesagt.–

Für heute Vormittag steht das Gespräch mit Fischer bevor; – Frau F. hat
mich seit gestern 4 mal angerufen; Thomas Mann kommt morgen an; soll
morgen dort essen; heute Abend nach dem Theater wollen wir zusammen
sein u. s.w.; Mittag speist Wiegler (und Heini) bei mir.

Nun will ich vor Fischer auf eine Stunde ins Freie, um meinen Kopf
auszulüften, dem es nicht zum besten geht.

Ich umarme Dich in Zärtlichkeit. Dein A.