Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 13.–14. Oktober 1925


frohen Gedanken wie ich, hat man halt manchmal das Bedürfnis sich mit¬
zuteilen. Am Abend sollen Herry und Carry bei mir nachtmahlen. Ich
bin fast ein bisl erregt Herry wiederzusehen und habe den besten
Willen allen Irritationen und heiklen Themen auszuweichen. Cary scheint
über beide Ohren verliebt zu sein, denn er ist sehr liebevoll gegen
mich, wie immer in solchen Zeiten, in denen er das Bedürfnis hat sich
mitzuteilen.

14.10.

Guten Morgen, mein Liebstes und vielen Dank für Deinen lieben
Brief, den ich soeben erhielt. Ich fühle vorläufig eine gute Stimmung
in Dir und hoffe sehr, dass sie sich über Deinen ganzen Berliner Auf¬
enthalt erhält. Nein, an der Freundschaft der Dora M. finde ich nichts
auszusetzen. Sie hat sicher ein gutes ehrliches Gefühl für Dich und
ich würde mich sicher mit ihr ganz gut sprechen, wenn sie mir um
Deinetwillen ein freundliches Interesse entgegenbrächte. Andere
sind in meinen Augen unsympathische Spielereien. Unsauber von der
einen Seite (der weiblichen) und ungeschickt von Dir (mehr als Du
ahnst). So, und nun genug davon und ich wünschte sehr für immer
und ich schliesse Deinen Mund, der sicherlich etwas Aergerliches sagen
will, mit einem langen Kuss.

Gleichzeitig mit Deinem Brief Antwort von der Presse folgen¬
den Inhalts: »Sehr geehrte Gnädige. Wir sind prinzipiell geneigt
den Einakter »Redoute« zu veröffentlichen. Wir bitten Sie mit dem
Redaktionssekretär Herrn Novak wegen der Honorarforderung in Verbin¬
dung zu treten. etc.« Keine Unterschrift. Ueber das »Kind« noch kein
Wort.

Gestern war noch eine Dame da, die ev. die ganze Wohnung für
8 [M]illionen monatlich mieten möchte. Ich habe gleich mit meinem Bruder
telefoniert, ob dies vom Mietamt aus tunlich ist. Ich leugne aber nicht,