Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 12. Oktober 1925

Berlin, Hotel Esplanade, 12.10.1925

(nach Wien, Peregring.)

Mein Liebes, gut gereist, gut angekommen. Im Schlafwagen spricht mich
eine Dame an, eine Frau Halbmayer, früher Fröhlich. Von diesem (früheren)
Professor Fröhlich (dem ersten Gatten) war sie auf die Bahn begleitet
worden; reist nach Amerika.-

Bei der Zollvisitation – Berlin, spricht mich ein Herr Schossthal (oder
Härtlein) an, mit dem ich vor 3 Jahren in Correspondenz stand. (Ich soll¬
te ihm bei allgemeiner Völkerversöhnung helfen). – Im Hotel schönes Zim¬
mer mit Bad; Obst,Blumen, Schokolade (von Dora M.) – Und da sagst Du
nichts.–Heini kam; vor der ersten Generalprobe vortrefflich aussehe[n]d
Albert Steinrück ist keineswegs so krank als man behauptet; – Heini sehr
erstaunt über die Telegramme in den Wiener Blättern. Er liegt im Sana¬
torium (noch nicht eruiert in welchem). Jetzt erwarte ich (nachdem
ich mit dem Theater schon 2 mal telefoniert) einen Anruf Barnowskys -
mit dem ich zu essen gedenke. Ankunft bei Sonnenschein; jetzt Regen.
In den Zeitungen nichts von einer nahe bevorstehenden Aufführung der
K.d.V. (Komödie der Verführung); der Secretär des Theaters äusserte
sich sehr freudig, als er hörte, dass ich da sei.

Leb wohl mein Liebes (weitere Briefe fand ich nicht vor, nur von Hans
Jacob). Ich küsse Dich tausendmal. Dein

A.