Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 14. August 1925

An A.S. nach Karersee.

Riva, 14.8.1925.

Mein Liebstes,

Dein Telegramm war wie eine Erlösung für mich! Wie
Du aus meinem Brief ersehen haben wirst, hatte ich schon die Absicht
mit Carl heute nach Madonna hinaufzufahren und dort Deine Nachrich¬
ten abzuwarten. Nun stellt es sich aber heraus, dass der Transport
meines Gepäcks mehr gekostet hätte, als meine Fahrt – 80 Lire nur
hinauf und noch mehr von Madonna nach Bozen. Mir graute hier allein
zurück zu bleiben, ohne zu wissen, was aus mir wird und zu dieser
Ausgabe konnte ich mich auch wieder nicht entschliessen. So sass
ich verzweifelt zwischen meinen vollständig gepackten Koffern und
machte mich und Carli sehr nervos, bis um ½5 Dein liebes Telegramm
kam und mich aller Zweifel und Bedenken enthob. So bin ich also hier
in Riva geblieben und harre Deiner weiteren Nachrichten. Schon der
Gedanke, dass Du morgen in Bozen und nur 4 Stunden von mir entfernt
bist, hat etwas so Erfreuliches an sich.

Ich habe heute schon um ¾ 7 mit Cari gefrühstückt
und habe ihn dann zum Autobuss begleitet, der mit hiesiger Pünktlich¬
keit um ½9 statt um 8 Uhr abfuhr. Er, nämlich Carl, ging seelenver¬
gnügt auf diesen Ausflug, aber ich wüsste ihn schon gerne glücklich
in Wien gelandet. Er hat sich ab Bozen ein Billett 3. Klasse nach Wien
genommen, denn er meinte, es sei egal, in welcher Klasse er nicht schlafe.
Ich war nicht sehr einverstanden, da er aber sonst nicht gerade spar¬
sam ist, wollte ich kein Machtwort sprechen. Wir haben uns in den
letzten Tagen wieder sehr gut gesprochen.

Ich bin eben heimgekehrt. Der Tag ist wieder strahlend
schön, die Temperatur seit gestern wieder erträglich. Jetzt werde ich
gleich nachsehen, ob die Post mir einen Brief von Dir brachte und
dann diesen hier fortsetzen. Ich hoffe, dass Deine Magenbeschwerden