Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 7. August 1925


wundervollen Tag mit Dir tausendmal mehr genossen.-

Wir sind um 7 Uhr Früh hier fortgefahren, Himmel und
wässer waren strahlend blau. Ueber Torbole, Limone, Malcesine, Maderno
und noch ein paar kleineren Ortschaften kamen wir um 10 Uhr in Gar-
done an. Da ich in Erfahrung brachte, dass die Trambahn nach Salo erst
in 1½ Stunden abfuhr, nahmen wir einen Einspänner und machten eine
Rundfahrt über Salo und kamen nach einer Stunde wieder in Gardone an.
Dort gingen wir in das Grand Hotel, liessen uns in der riesigen und
sehr prächtigen Halle Thee, Butter etc. xg geben und verzehrten den
mitgebrachten Hotel-Lunch erst am Schiff auf der Heimfahrt. Ich liess
mir in diesem Hotel, das das schönste und grösste ist, auch die Zimmer
zeigen und kann Dir sehr genau darüber berichten. Einbettige Zimmer
nach dem See mit Balkon kosten 70-75 Lire, mit fliessendem Wasser
(kalt und warm) 80 Lire. Nach rückwärts mit Aussicht auf die recht
staubige Strasse 65 Lire.

Es scheint noch sehr leer. Ich sah im Haus kaum drei
Gäste. Die Halle etc. und die ganze untere Anlage erinnern stark an
das Hôtel des Iles Boromes. Scheint auch wie dieses ein altes Hotel,
an das jetzt noch ein neuer Flügel angebaut wird. Das zweite Hotel
Savoy ist in vollstem Umbau begriffen und derzeit kaum bewohnbar. Die
Lage von Gardone ist viel schöher als die von Riva, aber ich glaube vorläufig
noch mehr Vorsaison. Zu dem Grand Hotel gehört ein Riesenpark, nur durch
die Strasse getrennt. Badende sah ich nicht, weiss daher nicht ob die
Badeanstalt dort grösser oder besser ist als hier. Eigentlich ver
wunderlich, dass um die Mittagszeit eines so heissen Tages keinerlei
Badeleben zu bemerken war. Die Gegend ist natürlich wundervoll. Der
ganze Strand voll blühender Oleanderbäume in weiss und rot, Zitronen-
und Olivenwälder. Es ist schon sehr, sehr schön.