Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 17. März 1925


Komödie der Verführung mit mir anhandelte. Wir speisen morgen »in diesem
Sinn« zusammen.

Nachtmahl mit Heini und Paul Marx wieder bei Stallmann.
Am Montag 16. Nach Spaziergang in bitter Kälte – Bank; Feilchenfeld ab¬
wesend; – finanzielle Gespräche mit seinem Vertreter Dr. Popper; – all¬
gemeine Situation ziemlich hoffnungsvoll.-

Im Verlag S. Fischer langes Gespräch mit Dr. Maril, grosse
Betretenheit wegen meiner Ullstein-Absichten – Mittagessen bei Michae¬
lis (um ½4 Uhr) – um ½6 cca im Hotel; – Heini holt mich. Lessingtheater
Märchen. Da ich von den Lümmeln Rotters überhaupt nichts gehört, blieb
mir nichts anderes übrig als zwei theuere Billetts zu 20 Mark zu kau¬
fen ( – ich war gewiss der Einzige). Sass mit Heini 2. Reihe Ecke: es ge¬
lang uns – total unerkannt zu bleiben – das Publikum absolut Vorstadt; -
gewiss hatten die Rotters die Billettes zu Viertelpreisen an Vereine
abgegeben. Die Vorstellung jammervoll- der Regisseur und Hauptdarsteller
total unmöglich – die Gesellschaftsszene – Posemuckel – begabt die Fan¬
ny, ein Frl. Spira.–Manches aus dem Stück ist verblasst; – und
es gibt naturalistische Details, auch pathetisch-sentimentale Dialog¬
stellen, die schwer zu ertragen sind; – aber es ist gar kein übles Thea¬
terstück – und das problem – als psychologisches, nicht als soziales -
ist aktuell wie es war. – Die Kritiker greifen nur immer daneben, sind
aber nicht unfreundlich. Die Schwäche der Aufführung wird beinahe über¬
all constatiert. (Die Rotters, die beinahe alle ihre Theater in der näch¬
sten Saison verlieren, wollten offenbar nur 1000 gezahlte Garantie¬
mark hereinbringen-, und da das wohldieser Jammervorstellung nicht gelin¬
gen wird, möchten sie die Bernhardi-Tantiemen, die sie mir noch schuldig
sind, darin aufgehen lassen, was ihnen nicht gelingen wird.)

Nach dem Theater mit Heini in einem Restaurant Schiffer¬
haus, wo wir mit Albert Steinrück und seiner Frau, sowie Paul Marx zu¬
sammentrafen. Für eine Weile gesellte sich der norwegische Romancier Seven
Elvstad, etwas besoffen und sein Freund,ein nüchterner Norweger zu