Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 18. August 1924


wieder zu ihrer Gesellschaft, die ich einfach nicht mehr ertrage und
halten sich nur meinetwegen einen Tag in Luzern auf, damit ich nicht
allein bin. Auch wollen sie mir die guten Geschäfte zeigen, da sie
schon oft dort waren.

Morgen wird gepackt und Mittwoch Nachmittag fahren wir hinunter. Die
Intriguen, Tratschereien etc. sind hier an der Tagesordnung und die
schöne Gegend leidet unter dem immer unsicheren trüben Wetter. Die
Sonne kommt nur auf eine halbe Stunde heraus und blendet und brennt
dann in einer unangenehmen Art. Ich kann alles Undezidierte nicht lei¬
den. Einen einzigen Tag war ein strahlend blauer Himmel. An meiner No¬
velle hab ich noch nicht viel gearbeitet, circa 8 Seiten Kanzleipapier,
aber das Wenige scheint mir nicht schlecht.

Ich freue mich schon so auf die versprochene Vorlesung und auf unser
Zusammensein und überhaupt.-

Ich bin sehr stolz und glücklich, dass ich Dir etwas bin – ich zweifle
ja so oft – aber heute glaube ich es wieder. Dass Dir der Abschied von
Heini schwer wurde kann ich sehr, sehr gut verstehn und ich habe oft
daran gedacht. Hoffentlich wird ihm der Aufenthalt in B. seinen Wün¬
schen näherbringen und ihn künstlerisch befriedigen. Wievieles möchte
ich noch sagen und fragen, aber mündlich wird das besser gehn. Lebwohl
Liebster, ich küsse Dich innig. Dein von ganzem Herzen.

Clara Katharina.