Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 29. Juni 1924


plötzlich nicht gebracht werden.

Es enerviert mich mehr als es mich verstimmt. Denn meine Tendenz un¬
gläubig und misstrauisch zu sein gewinnt dadurch wieder Nahrung.
Ich habe gestern das 32. Gedicht vollendet – 11 Strophen. Ich schrieb
den ganzen Abend daran und glaube es ist eines von den guten geworden.
Jetzt will ich ein paar Tage ausspannen und dann kommt das Stück an
die Reihe.

Ich fahre heute auf den Friedhof, da der Geburstag meines Vaters ist.
Am Nachmittag bin ich mit Emy Erlanger und Lotte Menasse beisammen,
ohne besondere Freudigkeit, wie Du Dir denken kannst. Das Wetter ist
schwül und unsicher. Hoffentlich ist es dort schön. Warst Du schon
in unserem Wald oben? Ich denke oft dorthin.

Entschuldige den Bleistift, aber ich bin heut bisl nervös und da
gehts mit Tinte nicht.

Einen warmen Kuss von

Clara Katharina.