Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 19. Mai 1923

Wien, 19.5.1923.

Gestern erhielt ich Ihre Karte mit dem geänderten Reiseprogramm
vom 16. Ich habe es mühsam entziffert, freue mich sehr über
Ihre Erfolge und hoffe, dass Sie in guter Stimmung heimkommen. Müssen
Sie aber so lange in Berlin bleiben? Ich wollte eigentlich am 27. nach
Gösing fahren, wenn Sonne und Wärme mich dahinlocken. Vorläufig ist
es allerdings recht kalt und ich friere sehr. Man sollte vom Frühling,
von den Dichtern und überhaupt nie zu viel erwa[r]ten, man ist dann immer
irgendwie enttäuscht und ernüchtert.

Meine Expresskarte vom 16. haben Sie wohl vorgefunden? Ich
dachte sie mir damals als die letzte dieser seltsamen Korrespondenz, da
ich Sie zu Pfingsten in Wien glaubte. Nun wird wohl diese den Abschluss
bilden.

Heute Abend habe ich Gäste. Das Vergnügungsprogramm für die
Feiertage ist noch nicht feststehend, hängt nach vom Wetter ab. Ich re¬
feriere dann mündlich. Ich hoffe noch Genaueres über Ihre Ankunft hier
zu hören, der ich mit einiger Spannung u.s.w. entgegensehe.– Ich grüsse
Sie herzlich und sage auf Wiedersehen.

Ihre

Clara Katharina P.