Tagebuch von Arthur Schnitzler, 1. Januar 1896 – 21. Februar 1897

Kopien einiger Stellen aus A. S. Tagebüchern, die mir seine Secretärin
Frieda P. im Sommer 1933 einschickte, als sie im Somner 1933 mit der Abschrift
beschäftigt war, weil die betreffenden Stellen sich auf mich bezogen viel¬
mehr auf unsere allererste Begegnung am 1 ten Jänner 1896 im Hause Benedikt
und auf den sich daraus ergebenden Verkehr.

(Die von Frieda selbst angefertigten Original-Kopien liegen in dem andern
Exemplar dieses Werkes, im Safe in Wien)

Die gekürzten Namen bezeichnen folgende Personen:

Cl.L ist mein Mädchen- Name Clara Loeb

R. Str. Risa Strisover später Horn

M. B. Minnie Benedikt später Schafgotsch.

Tagebuchaufzeichnungen:

I. Jänner: Buffet bei Benedikt.–Kleines Mädel mit blitzenden Augen CL. L.
Ich : »Ich kenne Sie«. Sie: »Gewis, weil ich Sie immer anlache, wenn wir
uns auf der Strasse begegnen.« Ich trank Champagner mit Cognac. Angenehmes Ge¬
fühl befriedigter Eitelkeit. Das kleine Mädel entzückt mich. Sie verspricht
mir selbstverfasste Sachen zu schicken und ist sehr zutraulich.

16 ten Februar: Bei L's mit Ar. K. zusammen.

5 ten III Bei Cl. L. dieses liebe kleine Mädel, mit grossen Augen, das mir
letztneulich sehr bemerkenswerte Novelle geschickt hat. Viel Sehnsucht nach
Freiheit und sicher Talent. Ich begleite sie zum singen.

15 ten III 1896 zu Strisover, Um 12 zwischen Cl. L und Risa Str. gesessen.
Cl. erzählte mir ihre Stoffe mit blitzenden Augen, und sehr ernst. Risa ei-
fersüchtig und heiss.– Minnie B. am selben Tisch sympathisch.

Nach dem Sommer in dem wir uns nicht gesehen hatten

10 ten 12 ten bei Str., wo mir Cl. ihren neuen Stück- Plan erzählte und
von ihrer Liebe zu Boris sprach.

13 ten 12 ten zu Loebs, wo ich mit Minnie angenehm plauderte.

15 ten 12 ten Abends waren Salten, Hage und Hugo (Hofmannsthal) da, der
mir Prolog zu CL. L's »MIMI« vorlas. Auch Leo Fanjung und Richard. (Beer-
Hofmann gemeint) und Schwarzkopf.

17 ten 12 ten bei Benedikts, wo ich mit Minnie plauderte. Clara und Anna L.
Baron Paumann sang.

27 ten 12. bei Kleins. Die Loeb-Mädeln. Nett.

1897 14 ten. Bei Str. Clara L., die sehr nett war sagte mir »du«.

17 ten I. bei Loebs »Praterfest«

24 ten zu Loebs wo Clara mir Stoffe erzählte

27 ten II bei Loebs. Auch Hugo (Hofmannsthal) Clara las ihr Stückerl für den
nächsten Gesellschafts – Abend vor, den sie dort geben.

14 ten II bei Loebs zu Tisch. Anna las eine eigene Novelette vor. Clara sang.
Marie Rosenthal. (Mahlerin).

18 ten II bei Benedikt Cl. L. dort. Will geliebt sein – möchte auch mit mir
fort...

21 ten II. Bei Loebs. Ein reizendes Stückerl von Clara mit den Mädeln aufgeführt
wurde