Arthur Schnitzler an Hugo von Hofmannsthal, 5. Mai 1897


bei Shakespeare notwendig ist. Erst im letzten Akt,
wo nicht mehr le misanthrop, sondern un misanthrop
vor einem steht, spürt man was ewig menschliches.
Es liegt wohl daran, dass alles, was in diesem Stück
vorgeht, einfach die Ansicht des Helden bestätigt;
er erfährt nichts neues, denn schon im ersten Auf¬
tritt weiss er, was die Menschen für ein Gesindel
sind. Erst sein Entschluss in die Einsamkeit sich
zurückzuziehen, bewegt uns; wahrscheinlich weil wir
wissen, dass seine ganze Menschenfeindschaft nichts
ist als Sehnsucht nach guten Menschen, die er
jetzt ein für alle Mal selbst zu etwas unerfüll¬
barem macht; denn er wird niemanden mehr kennen
lernen.–

Trösten Sie sich wegen des gemischten Hausbrots:
Wochenlang hab ich ein weisses trockenes geges¬
sen (wer nie sein Brot mit Thränen ass–!); und auch
jetzt nehm ich meine Mahlzeiten in einer stock¬
französischen Familie ein, wo keine heimatlichen
Gulyasch-Düfte aufsteigen. Sie ahnen nicht, wie