Arthur Schnitzler an Hugo von Hofmannsthal, 5. Mai 1897

Paris, 6.5.97.

Mein lieber Hugo, Fischer hat den Satz von Mimi
[a]uf meinen Wunsch bereits ablegen lassen, und so ist
[d]ie letzte Gefahr geschwunden. Ich hoffe, Sie haben
[m]einen vorigen zweiten Brief, in dem ich Ihnen auf
[i]hr diesbezügliches Ersuchen geantwortet, erhalten? –
ist es ruhig geworden im Hause Loeb? – Wie geht es
[d]er geschädigten Verfasserin der Scenen aus einem
Mädchenleben?

– Die Delma (?) hab ich schon gehört; gerade am Abend
bevor Ihr Brief kam, als Orpheus. Sie hat eine mächti¬
ge, nicht immer edle Stimme, eine besondere Höhe der
Darstellung und des Gesanges erreicht sie am Schluss;
da bin ich tief ergriffen gewesen – bis dahin hatt’
ich die Papier nicht vergessen können.–

Jetzt eben komme ich von einer Matinee im Français,
wo man den Misanthropen gegeben hat. Um hier der ab¬
soluten Grösse inne zu werden, muss man sich doch erst
historisch montieren, was weder bei Sophokles noch