Einleitende Worte, Mai 1933


einander gefunden hatten und eng umschlungen am Fenster meines Zimmers
in der Dämmerung eines Winterabends standen: »Arthur Schnitzlers letzte
Liebe« und später einmal meinte er: »Man könne seiner Liebe zu mir den
schönen Titel der Tschechow-Novelle ›Im Schatten des Todes‹ geben.«
Und doch lagen diese Schatten noch tiefer und bedrohlicher über all den
Jahren und um uns, als wir damals dachten und fühlten.

Aus der Korrespondenz meiner Jugendzeit konnte ich lei¬
der nur meine eigenen Briefe aus den Jahren 1896 und 1897 diesem Werk
voransetzen, da ich die Briefe Arthur Schnitzlers damals aus Angst vor
meinen sehr strengen Eltern einer Gesangslehrerin in Aufbewahrung ge¬
geben hatte, wo sie unbegreiflicher Weise abhanden kamen, während meine
Mädelbriefe nach Arthur Schnitzlers Tod mit meinen anderen Briefen
wieder zu mir zurückgelangten.

Von meinen späteren Briefen aber scheide ich eine beträcht¬
liche Anzahl aus und habe nur jene ausgewählt, die als Antwort nötig sind,
die zur Gestaltung der Persönlichkeit Arthur Schnitzlers beitragen
können, zur Enthüllung seines Wesens und seiner letzten Lebensepoche
von Wichtigkeit sein dürften, oder auch dadurch, dass sie seinen Charakter,
wenn auch nur indirekt, wiederspiegeln.

Mich aus eigener persönlicher Kenntnis oder Erkenntnis zu der
Einzigartigkeit der Erscheinung, die Arthur Schnitzler war, an dieser
Stelle zu äussern, hielte ich für unrichtig. Es bleibe dem Leser über-
lassen zu dem Bildnis, das aus diesen zahllosen Blättern aufsteigen
wird, nach seiner eigenen Empfindung Stellung zu nehmen.

Klara Katharina Pollaczek.

Mai 1933.

Frieda Pollak.

Abschriften teils durch mich selbst, teils oder hauptsächlich durch
Fräulein Frieda Pollak.