Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 7.–10. August 1931

7. August 1931.

Bin irritiert, weil von Dr. D. auf zwei Briefe noch ohne Antwort bin.
Wozu beschwor er mich ihm zu schreiben? Offenbar hat er mir nichts Gu¬
tes zu sagen, der Optimist. Ich sehe wieder Qualen voraus.

8. August.

Den ganzen langen Tag keinen Menschen gesprochen. Sehr guter freundlicher
Brief von Dr. D., der mich Gutes hoffen lassen könnte, wenn nicht A. sich
so ganz anders benehmen würde, als es der Schilderung seiner Gefühle
für mich in diesem Brief B.'s entsprechen musste.–Kurze flüchtige
Karte aus Gmunden, wo A. am 7.angekommen sein will, während D. mir schreibt,
dass er am 6. hinfuhr – -

Nachmittag allein zur »Schwarzen Lisl« hinaufgestiegen. Abend einsam
im Gasteiner Hof.

9.8. Auch heute kein Mensch.–Lieber langer Brief von Hery vom
22.7. Gottlob, es geht ihm gut. In der Friedrichs-Laube allein
gegessen, D.'s Brief beantwortet. Es schüttet.

10.8. Brief von A. ohne ein gutes Wort. Möchte mit mir um den 20. he¬
rum zusammenkommen. Heini am 17. bereits in Berlin; ich antworte, dass
ich bis 16. hier zu treffen bin, da meine bescheidenen Mittel mir nicht
längeren Aufenthalt gestatten. Da Heini abreist steht ja diesem Datum
nichts im Weg.–Wozu in Wien diese Annäherungen von seiner Seite, wenn
er sich jetzt wieder so verhalten will? Muss ich vielleicht warten,
bis die geschiedene Gattin sich entfernt – soll meine Existenz nach al¬
lem, was war, jetzt wieder von dem Zusammensein mit anderen Frauen abhän¬
gig sein? Es schüttet.

Vormittag im Hotel Austria, um Medizinalrat Bloch für einen rührenden
Brief über meine Aphorismen (gestern in der Neuen Freien Presse) zu
danken. Sprach auch dort Julius Schn. und Frau, die mich besser aussehend
findet. Louise Fränkel-Ehrenstein liess sich mir durch Herrn v. Tolnay