Aphorismen, Sommer 1931

Takt hat, wer impulsiv das Richtige tut. Wer erst überlegen muss, kann
es nur Klugheit oder Zufall nennen, wenn er die richtige Gebärde und
richtige Wort im richtigen Augenblick gefunden hat.

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Einen Menschen brauchen, bedeutet nicht immer eine Schwäche, es ihm zu¬
gestehen, – eine Stärke, die nur wenige aufbringen.

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Es kommt nicht so sehr auf den Eifer an, mit dem wir eine Arbeit begin¬
nen, als auf das Gefühl, mit dem wir sie vollenden.

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Verträge bedeuten eigentlich nichts anderes als eine gegenseitige
Misstrauenserklärung.

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Manche Menschen fühlen sich bemüssigt ihre Umgebung stets in Unruhe
und Aufregung zu versetzen, denn sie ahnen, dass man in der Ruhe des
Alltags erkennen würde, wie unbedeutend sie sind.

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Beten bedeutet für Manchen das Murmeln vorgeschriebener Gebete im
Dunkel einer Kirche und mit krampfhaft geschlossenen Lidern. Für
Andere ist es das stumme Schreiten über eine frühlingsgrüne Wiese mit
offenen, sehenden Augen.

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