Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 18. August 1931

Bad Gastein, 19.8.1931.

Mein liebes Kind, ich habe Dir soeben telegraphiert; »Nicht Heinis
Abreise, aber Form, Gefühl und Einstellung Deines Briefes entscheidend.
Lebwohl und alles Gute mit Dir.«

Dein Brief, der heute Früh eintraf, und mir namenlos weh gethan hat,
hat den letzten Zweifel gelöst, dass ich den am Semmering betretenen
Weg weiter zu gehen habe.

Wären Deine Anrufe in Wien nach meinem Fortgehn nicht gewesen, hätte
Dr. D. in seinem freundschaftlichen Verstehen meiner Verfassung
nicht auf mich eingewirkt, so hätte ich das damals schon gewusst.
Du hast mir am Telefon damals gesagt: »Wenn Du es erlaubst, bin ich
am 15. bei Dir in Gastein« und Dr. D. war in seinem Brief derselben
Ueberzeugung, die Du offenbar damals noch hattest.

Trotzdem ging es nicht um das genaue Datum und den Ort des Zueinan¬
derkommens. Ich war bereit aus Rücksicht für Dich,– Dich auch wo an¬
ders zu treffen, Dir entgegenzufahren, ich schlug Dir den 16., den 17.,
den 18. vor als Du mir schriebst, dass Arnoldo erst am 18. Früh fort¬
fährt. Ich war schliesslich auch einverstanden nach Gmunden zu
kommen. Und nun sollte ich noch 5 Tage länger hier bleiben, in
diesem entlegenen und mehr als unsympathischen Haus bei diesem
trostlosen Wetter, in dieser grenzenlosen Einsamkeit.

Du weisst, dass für mich materiell jeder Tag eine Rolle spielt,
dass ich mich dadurch in keiner Weise rühren kann, dass diese Welt
von der Du immer sprichst nach einem Aufflackern weniger Tage
nur ein negatives Resultat haben konnte, aber Du weisst auch sehr
genau, dass ich mit Rücksicht auf Heini (denn in dieser Richtung
verstehe ich alles) auch mit dem 23. einverstanden gewesen wäre
wenn ein Hauch von Liebe und Güte aus Deinen Briefen ge¬
kommen wäre.

Du weisst sehr genau, dass ich nicht eigensinnig und nicht bösartig
bin. Es ist Dir nicht fremd, durch welche unaussprechlichen Qualen