Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 16.–21. September 1929

16.9. Ohne Brief. Dagegen hat Minna eine Karte, dass er erst am 20. oder
21. kommt und Frieda eine Karte, der er nur schreibt, dass es in M. sehr
schön ist und O. wohler angetroffen hat in Franzensbad, als er gefürchtet.
Mir ist ganz schlecht vor Erbitterung. Wie recht hatte ich über diesen
Reiseabschluss verstimmt zu sein.

17.9. In der Früh eine Ansichtskarte vom 15., am Nachmittag eine vom 16.
mit Dank und Bestätigung meiner beiden Briefe. Ich schreibe keine Zeile
mehr.–Wahrscheinlich hat die O. ihm Vorwürfe gemacht oder er bereut
seine schrankenlosen Hingabe in diesen 3 Wochen, fühlt sich zu sehr gebun¬
den und will Distanz schaffen. Und dann wird er böse sein, wenn ich ihn
nicht strahlend zärtlich empfange.

18.9. Heute Mittag ein Brief. Freundlicher Bericht über Marienbad. Kein
Wort über O., kein Wort Über die vergauegenen Wochen, kein Wort über
Wiedersehen und Heimkehr. Ich schrieb eine Karte, dass ich Jausengäste
habe und keine Zeit zum ausführlichen Antworten.

19.9. Vormittag kleiner Spaziergang. Nachmittag flüchtige Karte. Ein
Expressbrief an mich scheint verloren gegangen zu sein. Er kommt erst
Montag. Meine Stimmung verdüstert. Abend Bummel in der Stadt, Begegnung
mit dem alten Schwarzkopf. Er sagt: »Arthur ist glücklich, dass er einen
Menschen wie Sie hat«...

20.9. Heute Früh Anruf aus Marienbad. Gegenseitige Richtigstellung. Er
nimmt dort ein paar Bäder, fühlt sich sehr wohl, freut sich aufs Wieder¬
sehen. Mittag ein lieber Brief. Warum konnte das nicht früher sein?

21.9. Frieda nahezu den ganzen Tag bei mir. Vormittag den geänderten
ersten Akt diktiert. Sie findet ihn jetzt sehr gut und ich hab auch ein
gutes Gefühl. Nach Tisch weiter diktiert. Dann in die Stadt. Ich habe
für A. einen Stock gekauft mit einem Horngriff, da er jetzt immer