Adelboden, 5.8.1926.
(nach Wien)
Mein Liebes, dies ist wohl der letzte Brief nach Wien – den nächsten,
wenn indes keine andere Nachricht kommt, adressiere ich Zürich poste
restante. – Ich selbst verlasse mit Heini wahrscheinlich am 11. 8.
Mittwoch Adelboden, und fahre mit ihm entweder nach Bern oder (was
von einem telefonischen Gespräch mit Julius abhängen wird) nach Kan¬
dersteg. Am Samstag kannst Du jedesfalls noch einen Brief express hie¬
her schicken. Die nächste Adresse theile ich eventuell telegraphisch
mit. Wenn nicht bitte ich Dich jedesfalls Montag nach Bern poste
restante zu schreiben. Wo wir, Du und ich zusammentreffen, resp. zusammend
bleiben werden, machen wir wohl am besten vom Wetter abhängig: – indes
habe ich mich bei mehr oder minder Eingeborenen erkundigt – und insbe
sondere von gewissen Orten am Thunersee (»unsere Riviera«) – und von
Montana gehört. Auch das ist in wenigen Stunden von Bern zu erreichen.
Gegen Deine Kopfschmerzen versuch doch Algocratin, das mir gegen die
neuralgischen Ischiasschmerzen geholfen hat, wenn Pyramidon versagte.
Könnte nicht auch die nicht mehr ganz korrekte Brille schuld sein?
Das oft überraschend wirkende Hausmittel der heissen Fussbäder hast
Du wohl schon versucht? -
Nach ein paar schönen Tagen wieder Regen, Nebel u.s.w. Gestern auf dem
Weg zum »Hahnenmoos« die erste Bergpartie (sehr milder Art), die ich
wagen wollte, 2½ Stunden – musst[e] ich wieder umkehren. – Umso besser
gehts an dem Roman weiter; den ich Seite für Seite durchfeile.
Sämtliche Damen reisen zugleich von hier ab; – Frau K. und Tochter
nach Sils Maria; O. und Lili nach Venedig, wenn, wie nicht zu bezweifeln,
günstige Antwort von dort eintrifft.–Hast Du Deine liebe Absicht
ausgeführt und Dir den Stand der Arbeiten in meiner Wohnung angesehen[?]
Frau v. Kl. schreibt, die Ungemüthlichkeit übersteige alle Erwartungen.
Also schau Dirs lieber gar nicht an, damit Du einen nicht zu schlimmen
Eindruck mitbringst.–Dass es mit der Grinzinger Allee[ ]nichts war wundert
mich nicht.