Adelboden, 3.8.1926.
(nach Wien)
Mein Liebes, seit das Wetter schön geworden streif ich die Gegend
nach allen Seiten ab und finde, dass Adelboden ein Ort von besonderer
Anmut ist und auf die Sackgassigkeit seiner Lage (die einem wenig
zum Bewumstsein kommt[)], hat das gute, dass es keine Automobile gibt -
da von hier kein Weg weiter führt. Von Kandersteg, wo Heini neulich am
Schluss einer grösseren Partie landete, war er wenig entzückt. Ich
nehme an, dass meine Brudersleute heute dort ankommen und mich antele¬
fonieren werden. Die Stimmung ist hier eine leidliche; und die Gesprä¬
che, insbesonders über Lili, werden mit theoretischer Klugheit geführt.-
Um 11. herum werden wir wohl alle zugleich A, verlassen; O. mit Lili wohl
direkt Lido; ich mit Heini Bern oder Zermatt; am 14. oder 15. wird
er nach Berlin und wir, Du und ich, treffen uns entweder in Bern selbst
oder, wenn ich schon einen sympathischen Ort ausgemacht habe, gleich
dort. Da Du doch voraussichtlich in Interlaken sein wirst, dürftest
Du keineswegs einen weiten Weg hin haben und wo immer es sein wird,
Deinen schönen Traum können wir dort in schönster Weise zu Ende träu¬
men. (Uebrigens fangen Deine Briefe an, so sehr sie im übrigen den
meinen vorzuziehen sind, an Unleserlichkeit diese zu übertreffen).
Hinsichtlich Laudin theil ich Dein Gefühl und Dein Urtheil durchaus; -
es mag sein, dass mein Urtheil etwas milder ist, – hingegen wehrt sich
mein Gefühl – nach erledigter Anerkennung oder Bewunderung noch -
heftiger gegen diese eitle Schwindelseele.-
Im »letzten Kapitel« bin ich noch nicht weit; – aber von der Hamsunschen
Atmosphäre, die eben die Atmosphäre vollkommener Wahrheit ist, schon völlig
eingefangen.–In meinem eigenen Roman (oh Blasphemie die beiden neben¬
einander zu nennen) komme ich vorläufig ziemlich rasch weiter; -es
war doch sehr gut, dass ich ihn auf die Reise mitnahm. – Ein unannehm¬
barer Filmantrag Liebelei wurde mir von der Hofrätin Eisenmenger über¬
mittelt und sofort abgelehnt. In den neuen Programmen der Barnowsky-¬
Bühnen ist von mir mit keinem Wort und mit keinem Stück die Rede.