Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 26. August 1897


Heldin sondern ein ganz modernes Weib, nach den
allgemeinen Begriffen modern, das eben ihrer Zeit
voraus ist. Ihre »Tat« ist die Eitelkeit eine
verklärende Rolle zu spielen, Sucht nach Unsterblich¬
keit, ein bischen Hysterie und naive politische
Anschauung. So seh ich sie eigentlich in keinem
sympatischen aber doch reizvollen Licht. Was sagst
Du dazu? – Ich bin sehr in Sorge wegen Hugo, weil
er in der letzten Zeit soviel mit Andrian beisammen
war und der nur von sehr schlechtem Einfluss sein
kann. Sein Zustand ist arg. Er soll furchtbar ner¬
vös sein, arbeitet nichts und beschäftigt sich tage¬
lang mit der Erfindung von Namen. Unlängst hat er
sich den Namen »Hella Silveson« oder so ähnlich
erdacht und dann den ganzen Tag laut vor sich hinge¬
sprochen. Ich würde diesen Erzählungen weniger glauben
wenn ich Andrian nicht unlängst gesehen hätte und
sein Anblick wirklich traurig ist. Er ist erschreckend
abgemagert und sieht direkt verstört aus. Und unter
diesen Eindrücken ist Hugo nach Italien. Wie mir