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Machine-Readable Transcriptions of the Correspondences of Arthur Schnitzler
Verpflichtung besteht eine solche Beziehung – welcher Art immer – ein¬
zugehen. Bei dir aber besteht offenbar schon eine solche Beziehung, und der
Wunsch, nach Beziehungen jeder Art, denn sonst würdest du zu deinem vor¬
jährigen Programm nicht noch das hinzufügen dass du mir in keiner wei¬
se Rechenschaft geben willst.
Als ich Dr. D. auf seine dringendes Zureden und um jede persönliche
Unterredung zwischen uns zu vermeiden mit den zweierlei Möglichkeiten
einer Wiederaufnahme unserer Beziehung zu dir gehen liess, fürchtete ich
wol aber konnte es doch eigentlich nicht glauben, dass du damit einver¬
standen sein wirst dass auch ich alle Freiheiten und Rechenschaftslo¬
sigkeiten für mich in Anspruch nehmen wollte. Und als du es wirklich ta¬
test, war ein solches Gefühl der Beschämung und Entwürdigung in mir, wie
ich es nie früher im Leben empfunden habe.
Ich habe mir unser Alter anders gedacht, weis Gott. Ich habe geglaubt
(es ist allerdings lange her) dass unsere Liebe trotz allem so stark
und innig sein würde dass sie auch über die sogenannte »Erotik« hinaus
und dann erst recht Glück Ruhe und Freude geben würde, oder könnte.
Meine Schuld ist es wahrlich nicht dass sie zu diesem Martyrium wurde
und heute nur mehr etwas so Krankes und Armseliges übrig ist.
Aber ich bin bescheiden geworden. Willst du unsere Beziehung unter dem
Motto »Freundschaft Freiheit« aber ohne jede Heimlichkeit und mit
gutem Willen wieder aufnehmen dann komme heute Nachmittag zu mir herü¬
ber, und wir wollen nicht ein Wort mehr darüber reden.
Ich bitte dich mir gleich nach Empfang dieser Zeilen zu telefonieren
oder mich wissen zu lassen, ob du kommest oder nicht. – Ich bin heute so
elend dass ich zu Bett bleiben muss und um halb Acht kommt mein Sohn.
Hältst du es für besser nicht zu kommen (mit andern Worten gemeint –
wenn du mit meinem Vorschlag nicht einverstanden bist – dann bitte küm¬
mere dich überhaupt nichtmehr um mich. Wir müssen beide zur Ruhe kommen
und du musst arbeiten können. – Wie sehr ich wünschte dass es innerlich
anders zwischen uns würde brauche ich wol nicht erst zu sagen.
Clara Katharina