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Machine-Readable Transcriptions of the Correspondences of Arthur Schnitzler
Seelisberg, 11.8.1924.
Liebster, heute ist der erste schöne sonnige Tag. Ich bin schon vor 9 Uhr
Früh ganz weiss gekleidet beim Frühstück gewesen, dann lief ich allein
davon und legte mich an Waldesrand in die Sonne. Die andern Weiber sind
gottlob nicht so matinal als ich. Ich lag wohl 1½ Stunden allein dort
oben und habe viel nachgedacht. Am Rückweg hatte ich mein erstes Aben¬
teuer. Ein Herr kam von einem Seitenweg auf mich zu – etwa 50 Jahre alt,
ganz gut aussehend und rief lachend: »Is it not a spendid country?«
Ich antwortete : »It is a lovely day« und rannte an ihm vorbei im Sturm¬
schritt welter. Er hinter mir drein. Plötzlich rief er: »Please Miss
couldt you not tell me what o'cloc we have?« Antwort mit einem
Blick auf meine bereits funktionierende Armbanduhr: »Five minutes to
twelf«. Darauf frug er mich, ob ich Engländerin sei und ich sagte ihm
Nein und dass er, wie ich an seiner Aussprache erkenne, auch kein Eng¬
länder ist. Er gestand lachend Deutscher zu sein und lief trotz meines
Tempos an meiner Selte weiter. Er sagte, dass seine Kinder in Villard
oder so ähnlich seien, worauf ich meinte, meine Kinder seien auch nicht
hier. »You are a mother?« rief er erstaunt. »I thought you were a girl«
und X Komplimente über meinen Gang, Haltung u.s.w. Ich erklärte ihm, ich
müsse zu meinen Bekannten, lehnte weitere Begleitung ab und lief, was ich
konnte heimwärts. Wenn mir diese Bekannten nur nicht so auf die Nerven
gingen. Ausserdem sind diese Frauen alle müd, bequem, haben immer Angst,
dass ihnen Bewegung schaden kann und kriechen immer nur ums Hotel herum.
Ich habe hier zwei vierblättrige Kleeblätter gefunden, eines bekam mein
Sohn Karl Friedrich und dieses ist für Dich.
Ich hoffe, Du hast indessen meine Karte und zwei Briefe, die ich poste re-
stante adressierte, erhalten. Von jetzt ab schreibe ich Dir ins Hotel
Cresta Palace, Celerina. Dank für Deinen lieben Brief. Ich fühle, wie viel
Du mit andern Menschen zusammen bist und wie fern Du mir rückst. Es sind
mehr als Berge und Thäler zwischen uns. – Jetzt will ich an meiner Novelle
schreiben – ich habe sie kaum begonnen. Die rechte Stimmung fehlt noch.
Wann und an was arbeitest Du? Ich umarme Dich. Deine
Clara Katharina